Gestern um 11h klingelt es an der Haustür. Draussen stehen zwei nette Herren von der Firma 1&1 und fragen wie zufrieden ich mit meinem Glasfaseranschluss sei, denn sie hätten in unserer Straße mehrere Beschwerden gehört und bei Ihnen gäbe es den Testsieger zu einem viel günstigeren Preis. Ich berichte aus den 33 Jahre Historie unseres Hausanschlusses von Telekom (ISDN und Kabelnetz), Unitymedia und Vodafone. Alles gekündigt. Heute laufen alle Online Dienste wie Radio, TV, Internet und Telefon sehr gut über das Netzwerk der deutschen Glasfaser, Tarif DG Classic 400. n der Vergangenheit gab es nur zwei Störungen, die schnell behoben wurden. An einer war der Bagger der Telekom schuld. Der Preis von 49,99 Euro mtl. für den FTTH Anschluss ans Eigenheim ist leistungsgerecht. Der Basic Router ist inklusive, der Rest der LAN / WLAN / Telefon / TV Infrastruktur ist selbstgebaut über drei Etagen. Wir sind Kunde der ersten Stunde, seit 2019 die Verbandsgemeinde einen Vertrag zum flächendeckenden Ausbau mit der Gesellschaft geschlossen hat. Bis dahin war nur DSL verfügbar, mit den bekannten Einschränkungen. Das ehemalige Kabelnetz der Telekom war nicht viel besser.
Den beiden Herren wünschte ich noch viel Erfolg auf ihrer Abwerbetour. Natürlich war ich jetzt neugierig und habe mich auf den Portalen https://www.deutsche-glasfaser.de/ und https://www.1und1.de/glasfaser/ umgesehen. Als Ausgangspunkt habe ich eine Messung mit dem Telekom Speedtest durchgeführt.

Die Downloadrate liegt etwas über der vertraglich zugesicherten Leistung, der Upload etwas darunter. Die Latenz ist mit 98ms etwa 20 mal so hoch wie von der Kommandozeile ermittelt. Aber das liegt sicher am Messverfahren und können wir erstmal ignorieren.

Kommen wir nun zum Preisvergleich. Der Classic Tarif bietet 300 Mbit/s Download. Bei uns sind es mehr, siehe oben, aber das liegt daran dass wir einen Altvertrag haben.

Der vergleichbare Tarif Glasfaser 300 bei 1&1 sieht auf den ersten Blick tatsächlich etwas günstiger aus, aber das Geheimnis liegt im Kleingedruckten. Zum einen verlangt 1&1 schon ab dem 11 Monat den vollen Preis, zum anderen sind alle Extras exclusive. Hier die Übersicht. Bitte die Telefon-Flat beachten!

Als Hardware benötigt man einen 1&1 HomeServer (aka Router), der je nach Typ 5,99 bis 9,99 Euro mtl. kostet. Man kann darauf verzichten, aber dann ist man selbst für den Anschluss verantwortlich.

Hier kann ich nur dringend abraten, denn die verwendeten Glasfaseranschlüsse sind nicht mit dem in den RZ verwendeten GBICs kompatibel, zumal es sehr viele Typen davon gibt. Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Gigabit_Interface_Converter
Die Glasfaseranbieter verwenden eigene Standards, so dass der erste Router hinter dem FTTH Zugang unbedingt vom Provider kommen sollte. Wie gut das in der gross angekündigten Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Glasfaser und 1&1 funktioniert möchte ich garnicht wissen. Die Pressemitteilung vom Juli findet sich hier https://unternehmen.1und1.de/corporate-news/2025/1-1-und-deutsche-glasfaser-schliessen-langfristige-kooperationsvereinbarung
Zur Ehrenrettung von 1&1 muss man sagen, das es einen sehr guten Erklärvideo gibt, bei dem ab Minute 10 auch eine Fritzbox mit Glasfaseranschluss gezeigt wird https://www.1und1.de/glasfaserkompakt#
Wer sich bei einem vorhandenen Glasfaseranschluss für den Wechsel zu 1&1 entscheidet zahlt noch eimal 49,95 Euro Anschlussgebühr. Neueinrichtungen hängen natürlich von vielen Bedingungen ab, unter anderem ob es sich um Eigentum oder eine Mietwohnung handelt. Wer hierzu Fragen oder Anmerkungen hat bitte gerne melden oder hier kommentieren.
Hintergrund zur Gesetzeslage
Warum darf 1%1 das überhaupt anbieten, denn die Deutsche Glasfaser hat ja 18 Monate lang alle Grundstücke der 10 Gemeinden von Hünstetten an das Glasfasernetz angeschlossen? Das Telekommunikationsgesetz (TKG) regelt seit 2021 den Netzzugang für Wettbewerber bei Glasfaser. Es besteht damit ein Anspruch auf offenen Netzzugang oder „Open Access“ (§ 155 TKG). Das bedeutet, dass andere Anbieter die Netze nutzen dürfen. Der Preis ist dabei nicht geregelt. Allerding kann die Bundesnetzagentur bei Streitigkeiten einschreiten. Da unser Glasfasernetz exklusiv für die Gemeinde vor 2021 gebaut wurde, war der oben angesprochene Kooperationsvertrag notwendig. Die Tarife sind deshalb auch sehr ähnlich, alles andere wäre eine Überraschung. Trotzdem bleiben wir gerne bei der Deutschen Glasfaser, denn der Netzanschlusscontainer für die Gemeinde steht nur 400m vom Haus entfernt und dort wurde unsere Anschlussleitung schon einmal getauscht. Das überlassen wir lieber dem Netzbetreiber direkt.
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