40 Jahre IT-Training

Dieses Jahr ist voll mit Jubiläen. Der Vorteil beim Älterwerden ist, man muss einfach nur abwarten und dann rechzeitig! einen BLOG Beitrag schreiben. Nun gerade noch geschafft! Das 50-Jahre Programmier-Jubiläum habe ich ja bereits hier dokumentiert.

Jetzt geht es also um meine Karriere als IT-Trainer. Wie oft im Laufe des Berufslebens kam ich dazu wie die berühmte „Jungfrau zum Kind“ falls man das noch sagen darf – Kennt sich da jemand aus? – bitte gerne Kommentar unten.

Montag morgen ankommen in der Firma. Gleich vor dem Büro fängt mich Winfried ab, einer der Abteilungsleiter. „Du wir haben da ein kleines Problem!“. Wenn ihr so etwas hört bitte direkt den Rückzug antreten, denn sonst ist es zu spät! Ich also neugierig und unerfahren frage „Jaa?“. „Also Roland musste ganz dringende zum Kunden in“ – vergessen aber JWD – „und nebenan im Schulungsraum sitzen 6 Kollegen und warten auf den Unterrichtsbeginn! Ich habe sie erst mal in die Frühstückspause geschickt aber die sind in 15 min zurück“ meint Winfried. Mit Eckie (mein Abteilungsleiter) habe ich schon gesprochen und auch mit Roland. Er meint du musst dir einfach die ersten drei Seiten seiner Unterlagen anschauen, mehr brauchst du nicht und morgen ist er wieder zurück!“. Spätestens hier hätten bei mir alle Lampen angehen müssen, aber wie schon gesagt ich war jung, unerfahren und brauchte das Geld.

Ich nutze also die restlichen zehn Minuten und schaue in den überquellenden DIN-A4 Ordner. Hinten stecken neben 100 Seiten Notizen ungelocht ca. 2-3 cm Listings aus dem Schnelldrucker. Wer das nicht kennt: Sieht etwa so aus.

Der Raum war nur 20m entfernt quer durch den IBM Serverraum. Den genauen Kursnamen habe ich vergessen, aber er hieß so ähnlich wie „Einführung in die Macro-Assembler Programmierung für die IBM Serie/1“.

Dazu muss ich etwas ausholen. Die Firma Krantz Computer in Aachen hatte jahrelang ihre eigenen Prozessrechner gebaut. Jedenfalls hing an der Wand ein 1×1 m großes CPU Designboard und ein Kunde hatte gerade noch ein neues System bestellt, da im die Umstellung der Software auf das neue IBM-System zu teuer war.

Das war natürlich nicht unsere Strategie bei IKOSS, dem neuen Firmeneigner, der einen aufstrebenden Diplom-Ingenieur direkt vom Forschungsinstitut weg gelockt hatte – mich!

Die IBM Serie/1 konnte mit drei verschieden Betriebssystemen betrieben werden. Für Prozess Steuerungsaufagebn wurde RPS = Realtime Programming System eingestzt. Das System beherrschte ein Subset des IBM 360 Serie Maschinencode. Es gab auf dem Mainframe sogar Crosscompiler für die Serie/1, so dass man Objekte direkt vom Mainframe übertragen und auf dem Prozessrechner ausführen konnte. Für die aufwändigen PL/1 Anwendungsprogramme war das eine gute Lösung. Assemberprogramme schrieb und testete man am besten direkt auf dem System.

Ich hatte nie irgendeine Ausbildung als Trainer genossen, das kam später. Schlimmer noch ich hatte nur sehr entfernte Ahnung von IBMs Macro-Assembler. Beim Debuggen konnte man den Assembly-Code ausdrucken und dort nach den Bugs bei der Programmausführung suchen. Das kannte ich etwas. So konnte ich also meine eigene Lernkurve direkt an die Ingenieurkollegen weiter geben. Die kamen aus der Hardwarefertigung, die eingestellt wurde und waren im Schnitt 20 Jahre älter als ich. Jetzt bekamen sie die Gelegenheit auf Softwareentwicklung umzusteigen. Ich erinnere mich an keinen, der es geschafft hat. Ich hoffe, dass es nicht an mir lag!

Mittlerweile hatte ich schon erfahren, dass Rolands Kundenprojekt wohl doch etwas länger dauert, er aber spätestens Dienstag mittag bzw. abends zurück kommt. Es wurde Dienstag, es wurde Mittwoch. Jeden Abend büffelte ich in den Unterlagen, bereitete kleine Programmbeispiele vor und überlegte mir wie ich sie meinen Kursteilnehmern näher bringen konnte.

Freitag mittag beendete ich unseren Kurs und bot den Teilnehmern an, noch etwas Übungen am Nachmittag zu machen. Alle gingen nach Hause!. Roland traf ich erst wieder in der nächsten Woche. Er fragte nur kurz wie der Kurs lief und bemerkte noch „ich wusste das du das schaffst“. Vermutlich ahnte er schon, dass er die ganze Woche beim Kunden verbringen musste, wusste aber, das er mir die schlechte Nachricht nur portionsweise beibringen durfte. Ich aber hatte Macro-Assembler gelernt und war bereit für neue Aufgaben!

PS Bedingt durch die schnelle Entwicklung der IT wurden Lehrgänge ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit. Wann immer ein neues Problem auftauchte, wurde ich gefragt „Kannst du dazu nicht einen Lehrgang machen?“. Ich konnte. Meinen letzten IBM Lehrgang habe ich vor genau einem Jahr gehalten. Jetzt mache ich ab und zu Schulungen ehrenamtlich, wenn mich jemand braucht. Das macht genauso viel Spaß wie früher!


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