
Es ist immer wieder erstaunlich, welche Uraltgeschichten in meinem Kopf auftauchen, wenn man mit einem der junggebliebenen Klassenkameraden spricht. Habe gerade 16min 11Sekunden mit Lobbie telefoniert, der von seinem Stress am Peloponnes (oder so) erzählte, mit abwechselnd am Strand liegen, ins Wasser hüpfen, etwas Wein trinken, Essen gehen und das Ganze wieder von vorn. Stress pur! Aber so isses halt. Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt.
Apropos Schweiß. Der läuft mir noch heute die Stirn herab, wenn ich an den letzten gemeinsamen Skiurlaub Winter 1969 in Oberwarmensteinach denke. Es fing damit an, das alle in das gleiche Mädl verliebt waren, Ingrid M. Als Blondine mit passender Oberweite passte sie exakt in das gerade erwachte pubertäre Jagdschema. Vergeblich natürlich, angesichts meiner schüchternen Bemühungen der Annäherung, die sich im Wesentlichen darauf beschränkten, bei der abendlichen Faschingsparty möglichst in ihrer Nähe auf dem gleichen Linoleumboden zu sitzen (der Autor mit Sonnenbrille ganz rechts).

Aber der Reihe nach. Unsere Skiausrüstung war top und bereits einige Jahre vorher in der Rhön getestet. Also Lederstiefel, Stromerbindung, Skistöcke mit echten Spitzen aus Aluminium. Kurz lebensgefährlich. Aber 15-Jährige wachsen an ihren Aufgaben. Diese bestand darin, die Berge abwechselnd heil herunter und anschliessend wieder hinauf zu kommen, ohne zu hyperventilieren.
Nach einiger Übung wurde eine Nachtfahrt eingeplant. Unsere Jugendherberge befand sich strategisch günstig auf dem Berg, von dem ein kurviger Ziehweg herab führte in den Ort. Von dort konnte man wieder bergauf gehen mit geschulterten Skiern zur nächtlich beleuchteten Abfahrtstrecke. Klingt olympischer als sie war, Hauptsache Skilift und dann bergab.
Die Herausforderung lag auf dem bereits erwähnten Ziehweg. Dieser war tief verschneit und die Fahrspuren gefroren. Dunkel war er auch. Als Spitzensportler [sic!] wurde ich mit einem Kameraden an die Spitze gesetzt, um die „Strecke zu erkunden“. Ich erinnere mich auch an schwache Taschenlampen mit 3 m Reichweite, aber es ist gut möglich, das ich das mit der Bundeswehr drei Jahre später verwechsle. Wie auch immer, wer gut fahren konnte blieb hinten!
Nach halber Wegstrecke hinter einer Kurve hörten wir die ersten Stimmen, noch bevor die SprecherInnen erkennbar wurden, denn wie gesagt es war dunkel. Mit wildem Kanten und Übergang in den Schneepflug brachten wir uns zum Stehen. Aber nicht, ohne dass ich vorher über einen der damals üblichen Pappkoffer „gebügelt“ bin, der einem der 25 Mädchen gehörte und auf dem Weg herum stand. Ein klarer Verstoß gegen die StVO. Beiderseits.
Anderntags begab ich mich mit einer Abordnung unserer Jugendherberge zum Berliner Schullandheim auf dem Nachbarhügel. Zusammen mit 50 Mark für den beschädigten Koffer und einer zerknirschten Entschuldigung. Noch lange vor meiner ersten sexuellen Erfahrung, musste ich mich bei hübschen Mädchen reumütig entschuldigen. Prägend für meine spätere Entwicklung. Sozusagen die Vorwegnahme des gerade erst erwachenden Feminismus.

Die Nachtfahrt war übrigens super. Wie wir im Schullandheim erfuhren, war der Bus spät dran und lies die armen Mädels im Ort aussteigen, weil an das Befahren des Weges wegen Eis und Schnee nicht zu denken war. Jedenfalls nicht für einen Bus. Für uns schon, den wir hatten ja fachliche Anleitung durch den „Lehrkörper“.
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